Jakobsweg

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Camino del Norte 2015_1

Berichte
 


Pilgern auf dem Camino del Norte 2015 (1. Teil)
von Irun nach Santander (300 km - Hm 6330 auf, 6370 ab)

 
 
 
 

 
 

Donnerstag, 2.Juli 2015 - Reisetag

Um 4.00 Uhr ist Tagwache und um 4.45 Uhr Abfahrt mit dem eigenen Auto zum Flughafen in Zürich. Nachdem wir das Auto am Airportparking abgegeben haben, geht’s weiter zum Check-in.

 
 

Auch noch für einen Kaffee reicht die Zeit bevor es dann mit dem Bus zum Flieger geht. Mit einer halben Stunde Verspätung geht es endlich los Richtung Spanien. Zuerst nach Madrid und mit einem kleineren Propellerflieger weiter nach Irun. Auf diesem Flug haben wir Fensterplätze und geniessen die Aussicht. Dabei sehen wir, dass sehr viele Gebiete mit Strassen und sogar Kreisel erschlossen sind, aber nicht überbaut. In Irun landen wir bei bewölktem Wetter mit leichtem Nieselregen. Es ist angenehm kühl-warm. Das Taxi bringt uns zur Pension in Irun, wo wir gleich das Zimmer beziehen und unsere Rucksäcke für die kommenden Wandertage umpacken. Dann endlich geht’s auf die Suche nach dem ersten Pilgerstempel. Bei der Suche der Kirche ist uns ein freundlicher, älterer Herr  behilflich und führt uns dorthin. Leider ist sie geschlossen und wir warten bei einem Bier bis die Pilgerherberge öffnet, wo wir dann unseren Stempel kriegen. Unterdessen ist es recht kühl geworden und Heiner ärgert sich über die am Flughafen liegen gebliebene Fleecejacke. Auf dem Rückweg in die Pension decken wir uns noch mit dem ersten iberischen Jamon und Wasser ein. Heute Abend bestellen wir auch schon unser erstes Pilgermenu mit Cipriones.

... mit einem kleineren Propellerflieger nach Irun
Der erste Stempel sitzt
 
 

Freitag, 3.Juli 2015 - Irun - Pasai Donibane (22 km)

 
 

Wir sind ganz kribelig, endlich mit unserem Weg beginnen zu können und so erwachen wir heute früh ganz ohne Wecker. Bereits um 7.00 Uhr sind wir bereit für's erste Desayuno mit Tostados und Kaffee. Dann geht’s endlich los auf den Camino del Norte! Noch rasch Brot einkaufen bevors Richtung Hondarabia weiter geht. Auf dem Weg treffen wir eine nette, alte Dame, die uns den Weg weist und mit uns einige Worte auf Französisch wechselt.  Zuerst geht es durch ein Feuchtgebiet und dann hoch zur Kirche von Maria de Guadelupe der Patronin von Irun. Eigentlich ist es nicht sonderlich heiss und die Steigung ist angenehm, aber der Schweiss trieft trotzdem. Nach der Kirche nehmen wir dann den Steig für Alpinisten, der auf gut Schweizerdeutsch „gerade s’Loch hoch geht“. Nach diesem schweisstreibenden Aufstieg werden wir mit einer herrlichen Sicht aufs Meer und Irun belohnt. Hier oben  fühlen wir uns wie auf einer Schweizer Alp (nicht zuletzt wegen den vielen Kuhfläden und Geissenbölleli auf dem Wanderweg). Auf dem Jazkibel haben wir dann eine wunderbare Rundsicht. Der anschliessende Abstieg ist am Anfang herausfordernd: sehr steil, über Felsen und steirnene Wege. Hier sind Wanderschuhe und Trittsicherheit gefragt. Nach einer kurzen Mittagsrast bei einem zerfallenen Turm geht’s weiter steil hinunter nach Pasaia. Dabei wird es immer heisser und wir schwitzen mächtig. Eigentlich wollten wir in Pasaia ein Taxi für die Fahrt in die Pension nehmen, aber hier gibt’s kein Taxi. So wandern wir nach einer ausgiebigen „Flüssigkeitsaufnahme“ und einem Schuhwechsel in die Sandalen (der ganze Weg wird dann unter dem Motto stehen „halten meine Füss durch“) in der Mittagshitze zu unserer Unterkunft. Wie es auch in den kommenden Tagen üblich sein wird, geht es natürlich nun wieder steil hoch bis zur Pension. Dafür ist das Zimmer hier klimatisiert und wir geniessen die ausgiebige, kühle Dusche. Leider gibt’s in der Pension keine Bar und der Inhaber erklärt uns, dass es ganz in der Nähe eine Pastelleria gibt in die wir schurrstraks gehen. Hier gönnen wir uns ein erfrischendes Bier oder zwei mit selbstgemachtem Apérogebäck. Auch einige alten Damen gönnen sich hier ein Bierchen (80- bis 90-jährige). Auf der anschliessenden Suche nach einer Bar fürs Abendessen gehen wir durch einen „Freiluft-Fitness-Park“ in dem doch tatsächlich bei diesen Temperaturen eine ältere Dame Übungen macht. Wir finden zwar keine „Essbar“ dafür eine „Quartierbeiz“ bei der es feine Tortilla Espana gibt.

Noch rasch Brot einkaufen ...
... durch ein Feuchtgebiet
Hinauf zum Jazkibel
Pasai Donibane
 
 

Wir bleiben hier eine lange Zeit und beobachten das „spanische Treiben“ in dieser Bar. Vergeblich warten wir auf kühlere Temperaturen und machen uns halt dann doch wieder auf den Rückweg. Zuerst erledigen wir aber noch unsere Einkäufe (viel Wasser) für morgen im Quartierladen, wo auch alle anderen Beizbesucher eingekauft haben. In der Unterkunft ist erneutes Duschen, Klimaanlage einstellen und Rucksack packen angesagt.



Samstag, 4.Juli 2015 - Pasai Donibane - San Sebastian (12 km)

Nach dem spanischen Frühstück in der Pension gehen wir heute auf der von gestern gegenüberliegenden Hafenseite zurück auf den Jakobsweg. Nach anfänglicher, unterschiedlicher Meinungen betreffend der Marschrichtung hat uns das GPS wieder auf einen Nenner gebracht. Wir kaufen noch Wasser ein und stehen dann unvermittelt vor einer Treppe auf der uns der Jakobsweg steil hinauf führt. Oben angekommen, haben wir einen herrlichen Blick auf Donibane.

 
 

Wir marschieren kurz auf einem Teersträsschen durch den Wald und schon wandern wir auf einem wunderschönen, schmalen Küstenpfand mit einzigartigem Blick auf das Meer. Die satten Farben grün und blau beeindrucken uns sehr. Sogar die Hortensien wachsen hier wild und wir sehen Farn so weit das Auge reicht. Wir geniessen die Wanderung auf diesem sehr schönen Wegabschnitt und machen viele Fotos. Auf diesem Küstenpfand geht es immer auf und nieder, mal steiler und mal weniger steil. Vor dem letzten (für mich mega) steilen Abstieg nach San Sebastian tut sich ein imposanter Blick auf die Bucht auf. Unten auf der Promenade angekommen, steuern wir auf das erste Restaurant zu, das  am Meer liegt.  Wir geniessen die Meeresbrise und ich ziehe für die letzten Kilometer bis zur Pension wieder die Sandalen an. Da wir schon früh nach dem Mittag im Hotel sind, nutzen wir die Zeit und machen unsere Wäsche. Das erste Mal wird nun die Schnur montiert und die Wäsche daran aufgehängt. Danach geht’s in die Altstadt, wo wir von der Menschenmenge überrascht sind. Es gibt fast kein durch kommen und die Tapa-Bars sind überfüllt.  Schliesslich finden wir doch noch einen Platz für unser Mittagessen gegen 15.30 Uhr, was in Spanien ja fast normal ist. Wir geniessen unsere grossen Portionen Spare Ribs und Calamares bei einem guten Glas Wein bzw. Bier. Die vollen Bäuche machen eine verspätete  Siesta nötig. Doch vorher heisst es Wäsche umhängen und zwar unter den Ventilator, damit sie dann morgen auch trocken ist. Am Abend machen  wir uns dann wieder in die Altstadt auf, um die nun geöffneten Kirchen zu besichtigen und in der Hoffnung doch noch einen Pilgerstempel zu erhalten. Doch wir kehren nur mit einem Schlummerbecher im Bauch zurück. Da wir neben dem Bahnhof übernachten, sind Ohropax angesagt und ich schlafe himmlisch…

steile Treppe .....
imposanter Blick auf die Bucht ......
....... die Wäsche daran aufgehängt.
 
 

Sonntag, 5.Juli 2015 - San Sebastian - Zarautz (25 km)


… in der Nacht hat es stark geregnet und gewittert. Dank den Ohropax habe ich nichts mitgekriegt. Die Wäsche ist jetzt auch trocken, schnell zusammenpacken und weiter geht’s. Wir marschieren rund eine Stunde auf der Promenade dem Strand entlang bis es ein Frühstück gibt. Heute genehmigen wir uns gleich zwei Bocadillos mit Jamon. Kurz nach dem wir weitermarschiert sind, beginnt es zu tröpfeln und wir müssen unsern Regenschutz montieren. Dann geht’s weiter hoch zur Pilgerherberge, wo wir tatsächlich einen Stempel erhalten. Wieder auf dem Jakobsweg zurück, führt uns eine Treppe und dann ein Wanderpfad den Berg hinauf.

 
 

Hier treffen wir auf eine Strasse, der wir ein Stück entlang wandern bis der Jakobsweg in ein Seitensträsschen durch Häuser abzweigt. Kurz darauf sehen wir am Strassenrand einen kleinen Pilgerrastplatz mit Wasser, Stühlen und sogar Pilgerstempel. Noch während wir unsere Pilgerpässe hervorsuchen, kommt ein älterer Herr mit Wasserflaschen auf uns zu. Wie sich während dem Gespräch herausstellt, hat er den Rastplatz eingerichtet und erzählt uns auch, dass er schon verschiedene Jakobswege gegangen ist. Auch hat er schon mehrere Berge in der Schweiz bestiegen hat , wie Eiger, Jungfrau …..  Auch die Fuente mit Trinkwasser auf die wir auf unserer heutigen Wanderung noch treffen werden, hat er eingerichtet. Diese Begegnung halten wir mit einem Foto fest.  Und schon geht’s weiter auf dem Camino del Norte …. heute auf Strässchen, Trampelpfaden zwischen hohem Farn, in Wäldern, teils mit Aussicht auf die Küste, an Gehöften mit Kühen und Schweinen vorbei.  Dabei haben diese Höfe meist eine sensationelle Aussicht aufs Meer. Die Landschaft ist wieder sehr grün und auf den Wiesen blühen dieselben Gräser wie bei uns. Leider sind heute auf unserem Weg alle Bars und Restaurants geschlossen. Zum Glück haben wir gut gefrühstückt und genügend Wasser dabei.
Die heutigen Abstiege sind wieder sehr steil, v.a. bis Orio geht’s praktisch nur steil abwärts und das auf steinigem oder felsigem Untergrund. Die Füsse tun ganz schön weh! Bei der Pilgerherberge vor Orio machen wir halt und können endlich eine doppelte Ration kühle Erfrischung beim Automat rauslassen. Es gibt auch noch einen Pilgerstempel. Wie uns die Hospitalera informiert, seien es bis zu unserem Ziel noch rund 5,5 km und es läge noch ein kleiner, einfacher Berg dazwischen. So geht’s weiter ins Dorf runter und hier treffen wir wieder auf den Jungen, den wir schon bei der Herberge gesehen hatten. Er kann kaum noch gehen…. Im Dorf Orio genehmigen wir uns noch Kaffee und Kuchen bevor es auf zum letzten Teilstück geht. Wie sich herausstellt ist das „Berglein“ nicht ganz ohne….. Dafür der Abstieg etwas angenehmer. Am Dorfrand heisst es rasch Schuhe wechseln für den letzten, langen Kilometer auf Asphalt bis zur Pension. Anscheinend müssen wir im Städtchen einen verlorenen Eindruck machen und ein netter Herr hilft uns bei der Suche nach der
Unterkunft.
Heute versuche ich zum ersten Mal Sidra, der genau gleich schmeckt wie früher der Saft von meinem Grossvater. Danach gibt’s noch Eis und einen Milchkaffee, zum Glück macht das mein Darm problemlos mit.


.... auf der Promenade dem Strand entlang
.... kleiner Pilgerrastplatz
..... zwischen hohem Farn
Schuhe gewechselt
 
 

Montag, 6.Juli 2015 - Zarautz - Deba (24 km)

Heute dürfen wir uns auf ein reichhaltisges Frühstück vom Buffet freuen. Danach geht’s zuerst rund 4.5 km dem Meer entlang bis zum nächsten Dorf. Dabei treffen wir auf viele Jogger, Marschierer und auch Pilger.

 
 

Wir geniessen die Meeresluft bevor es dann heute das erste Mal so richtig steil hoch geht. Oben angekommen, wollen wir in der Herberge einen Stempel holen, leider ist sie bereits geschlossen. Auf dem Camino geht es weiter stetig auf und ab, mal mehr, mal weniger steil. Dabei ähnelt die Landschaft derjenigen in unserem Fribourgerland. Danach geht es heute zum ersten Mal richtig steil runter nach Zumai, wo wir auf einer Parkbank mit Blick auf einen kleinen See eine Rast machen. Kurz darauf geht es wieder steil hoch. Dieses Mal werden wir für unsere Anstrengung aber mit einem alles überragenden Blick aufs Meer belohnt. Wir machen auf einer Bank am Schatten eine Pause. Dabei gehen mehrer Pilger in Gruppen an uns vorbei.  Zwei junge Mädchen gesellen sich zu uns auf die Bank, welchen wir dann währendem Tag mehrmals begegnen. Auch heute geht es immer wieder steil hoch und runter. Es will einfach nicht aufhören. Dabei schwitzen wir mächtig. Zum Glück haben heute mehr Restaurants offen, wo wir unseren grossen Drust löschen können. Heute lassen wir sogar Getränke an einem Automaten raus.
Der Abstieg nach Deba kommt mir heute „mega“ steil vor! Die Füsse schmerzen und das Knie meldet sich auch langsam. Welch eine Wohltat als der gelbe Pfeil auf einen Lift  „nach unten“ zeigt! In Geteria hatten wir noch über die Freiluftrolltreppe gewitzelt, aber jetzt würden wir jedes Hilfsmittel benutzen!
In Deba übernachten wir in einem privaten Haus mit mehreren Gästezimmern, sehr gediegen! Heute ist Waschtag angesagt, bevor es wieder ins Städtchen geht. Sogar die Kirche ist offen (vermutlich auch nur für ein Rosenkranzgebet) und sehr sehenswert! Danach gibt’s sogar in einem Restaurant ein Pilgermenu, das hier wirklich nur Pilger erhalten.

.... dem Meer entlang zum nächsten Dorf
Der Jakobsweg im Lift runter
Die Kirche ist offen
 
 

Dienstag, 7.Juli 2015 - Deba - Markina (27 km)

6.30 Uhr Tagwache, Wäsche abhängen und was nicht ganz trocken ist an den Rucksack hängen. Heute Morgen ist es so warm, dass wir unser Frühstück auf der Terrasse einnehmen können. Nach dem Einkauf von frischem Brot sind wir auch schon wieder auf dem Camino. Zuerst geht es ganz harmlos dem Hafen von Deba entlang bis der Pfeil zu einer Treppe weist, die uns steil nach oben führt wo wir mit einem herrlichen Blick auf Deba belohnt werden.

 
 

Heute sind die Aufstiege happig, lang und steil. Trotzdem können wir die idyllische Ruhe und das „Vogelgezwitscher“ geniessen. Bei einer Pilgerherberge machen wir kurz halt, holen uns den Stempel und trinken etwas. Hier treffen wir wieder auf Pilger, die wir gestern gesehen hatten.
Kurz nach der Herberge wandern wir durch eine Alplandschaft, die der Schweiz nicht ähnlicher sein könnte. Wir fühlen uns so richtig heimisch. Ausgangs eines Weilers treffen wir auf einen Bauarbeiter, der gerade neue Holzwegweiser für die Jakobspilger setzt. Ihn werden wir heute noch mehrmals sehen. Danach geht’s auf einem Strässchen steil nach oben und der Aufstieg scheint endlos zu sein. Einfach weitermarschieren und den Schweiss rinnen lassen…… Dabei hat Heiner alles im Griff und er weiss genau, wann wir den höchsten Punkt erreicht haben. Endlich oben angekommen, suchen wir uns einen idealen Platz fürs Picknick. Leider ist es hier oben ziemlich zügig und wenig einladend für eine längere Rast. So gehen wir rasch weiter. Die Auf- und Abstiege sind jetzt etwas moderater, dafür wird’s jetzt so richtig heiss.
Von weitem hören wir Kuhglockengeläut, aber es sind keine Kühe sondern Pferde und zwar Stuten mit ihren Fohlen. Eine ganze Herde Stuten mit ihren Fohlen! Dabei folgen die Fohlen ihrer Mutter auf Schritt und Tritt. Ein idyllisches
Bild!
Wir kommen an einer Pilgerrastätte vorbei, wo wir wieder einige Pilger von gestern und heute sehen. Aber wir gehen weiter und machen später beim Abstieg auf einer morschen Bank eine kurze Pause. Sicherheitshalber ziehe ich hier die Kniebandage an. Wir sind bis jetzt mächtig hoch gegangen, haben aber kaum Höhenmeter bei den Abstiegen verloren. So dürfte noch ein steiler Abstieg vor uns liegen. Tatsächlich müssen wir rund 1 km auf einer steilen Betonpiste hinabsteigen. Danach heisst es wieder Schuhe wechseln und die letzten Kilometer bis zur Unterkunft auf einem lauschig, schattigen Sparzierweg geniessen. Das Hotel in altem „Gemäuer“ liegt rund 2 km weg vom Jakobsweg. Dafür haben wir zwei riesige Betten und eine Hydrodusche!


Frühstück auf der Terrasse
Wir fühlen uns so richtig heimisch
.... auf einer morschen Bank
 
 

Mittwoch, 8.Juli 2015 - Markina - Gernika (28 km)

Was höre ich? Ja, tatsächlich es regnet. Beim Frühstück sehen wir wieder die gleichen Leute wie gestern in der privaten Unterkunft. Sind es wohl auch Jakobswegpilger. Eher Autopilger oder Pilger mit Gepäcktransport angesichts der Tagesrucksäcke.

 
 

Da der Supermarkt im Dorf noch nicht offen hat, besichtigen wir zuerst die Kirche. Danach geht’s in einem Zug durch das Dorf ……. und hinauf zum Kloster. Als wir einlaufen, ist es gerade 11.00 Uhr und die Kirchenglocken läuten nur für uns….. Die Klosterkirche verfügt über eine schönes Portal. Damit wir hier einen Pilgerstempel erhalten, müssen wir beim Klosterladen klingeln. Dann kommt ein Mönch im „Überhäss“ und macht uns den Pilgerstempel. Da es hier oben kalt und windig ist, gehen wir rasch weiter. Es geht durch einen Wald auf morastigem und glitschigen Weg. Wegen dem schwierigen Wege entscheiden wir uns, auf der Strasse bis Munitibar weiterzugehen. Hier gönnen wir uns eine ausgiebige Kaffeepause, bevor es dann auf dem Camino weitergeht. Heute scheinen wir einfach nicht vorwärts zu kommen! Wir wandern mal auf Forstwegen, mal auf Strassen, mal am Bach, mal auf Morast und sogar mal in einer kleinen Furt. Dabei treffen wir auf 2 Deutsche Frauen mit 4 Kindern vom Kindergartenalter bis zum Teenager.
Heute machen wir erst gegen halb drei Mittagspause auf einer Mauer an einem Bach. Danach führt uns der Weg der Strasse entlang wieder einen Hügel hinauf zu einer schönen Waldpassage bei der wir wieder zügiger vorankommen. Wie üblich steil hoch zu einer Kirche und von hier aus ist der Camino gesperrt und wir müssen eine Umleitung auf Teerstrassen nehmen. In einem Ort treffen wir wieder auf Pilger von gestern und sogar auf den „Gitarrenpilger“ von Donostia. Auch auf der Umleitung geht es immer wieder steil hoch und steil runter und das alles auf Teerstrassen. Meine Füsse schmerzen so fest, dass ich die Sandalen anziehen muss und die letzten 10 km in Sandalen gehe. Wir kommen erst gegen 17.00 Uhr in Gernika an und das Self-Check-in funktioniert bei uns nicht. So warten wir bei einem Bier in eine nahegelegenen Bar bis die Reception wieder besetzt ist.
Nach einer wohltuenden Dusche und der Fusspflege geht’s auf die Suche nach einer Möglichkeit für ein Abendessen. Nach einer kleinen Tour durch die Stadt landen wir in einem Lokal neben dem Hotel. Wir essen fein und genehmigen uns auch ein kleines Fläschchen Rotwein. Dabei meint unser Tischnachbar, dass dieser Wein zwar teuer sei, aber sehr gesund. Es ist ein etwa 80-jähriger Herr, der anscheinend oberhalb vom Restaurant wohnt und hier öfters isst. Er ist in Gernika aufgewachsen, seine Schwester habe ein Schmuckladen und er sei auch schon einige Male in der Schweiz gewesen. Anscheinend mag er die Schweizer sehr.

So geht ein langer Tag zu Ende und wir fallen hundemüde ins Bett.

Kloster Zenarruza
Mittagspause auf einer Mauer
Umleitung auf Teerstrassen
Gernika
 
 


Donnerstag, 9.Juli 2015 - Gernika - Lezama (23 km)

7.30 Uhr Frühstück mit Tostados und Kaffee in einer Bar. Dann marschieren wir gegen 8.00 Uhr los, an der Kathedrale vorbei. Da die Geschäfte noch geschlossen haben, füllen wir unsere Bidons an einem öffentlichen Trinkwasserhahn. Kurz danach setzt Regen ein und wir montieren den Regenschutz. Ausgangs des Städtchens treffen wir sogar auf einen Quartierladen und decken uns hier für den Tag ein.

 
 

Danach geht es gleich mächtig steil in einem Wald hoch begleitet von herrlichem Vogelgezwitscher. Es regnet immer wieder bei frischen Temperaturen. Da heute viele auf- und abwärts Passagen im Wald auf glitschigem Untergrund angesagt sind, bleiben wir auf der Strasse. So treffen wir auf ein hübsches Dorf in dem wir uns die erste Kaffeepause gönnen, bevor es dann weiter auf einen Pass geht. Dabei begegnen uns viele Velofahrer. Auf der Passhöhe treffen wir dann wieder auf den Camino und ab jetzt geht’s nur noch auf Teer abwärts. In Goiz ist dann Mittagshalt angesagt neben der Kirche in einem rastplatzähnlichen Park mit Bänken und Stühlen. Hier sehen wir wieder weitere Pilger den Jüngling und 2 bayerische, ältere Madels. Dann geht’s weiter bis Lezema. Hier geht’s nochmals kräftig hoch bis zu unserer Unterkunft in einem Agrotursimo. Yvona empfängt uns trotz Mittagszeit und wir beziehen unser Zimmer. Nach einer ausgiebigen Dusche und Wäsche waschen, ist Siesta-Time. Danach geht’s zum Abendessen wieder runter ins Dorft. Yvona gibt uns noch einen Restaurant-Tipp, wo wir ein super feines Pilgermenu erhalten: 3-Gang-Menu inkl. Getränke und Brot für EUR 8.50! Gesättigt und müde steigen wir wieder hoch zu unserem Zimmer. Dabei geniessen wir den herrlichen Sonnenuntergang und die Stimmung.

Vogelgezwitscher im Wald
Mittagshalt in einem rastplatzähnlichen Park
Sonnenuntergang
 
 


Freitag, 10.Juli 2015 - Lezama - Bilbao (14 km)

8.00 Uhr Frühstück bei Yvona mit selbstgemachtem Gebäck und schon geht’s los auf die kurze Etappe nach Bilbao. Laut Yvona sollen wir in rund 2.5 Std. dort sein. Ob das mein Knöchel noch schafft?! Er schmerzt himmlisch, doch mit der Zeit gewöhne ich mich an den Schmerz und spüre den Knöchel kaum noch.

 
 

Ich geniesse die schöne Morgenstimmung, den „steilen Aufstieg“ zum Monte Avril, den Blick aufs Meer und den Vogelgesang im Wald. Wie üblich geht’s nach dem Kulminationspunkt ganz schön steil runter nach Bilbao (wie in einer Steilwand). Das halten meine Füsse kaum noch aus und ich muss in immer kürzeren Abständen eine kleine Pause einlegen. Unten angekommen, muss ich zuerst wieder die Schuhe wechseln bevor ich weiter zu Kathedrale gehen kann. Hier holen wir uns den verdienten Pilgerstempel in der Sakristei. Dann geht’s weiter zum Hotel. Wie sich herausstellt, haben wir in Bilbao ein Super-Hotel gebucht! Wau….. jeder hat sein eigenes Badezimmer und jeder hat ein eigenes Doppelbett. Zudem eine grosse Sitzgruppe mit einem grossen Fernseher, eine Nespressomaschine und eine gefüllte Minibar! Da nutzen wir doch gleich ein Badezimmer als Waschküche! Nach einer ausgiebigen Siesta gehen wir zurück in die Altstadt fürs Abendessen. Vorher kaufe ich mir aber noch neue Schuhe und erst dann geht es auf die Suche nach einem Restaurant mit Chipirones a la plancha. Wieder hundemüde gehen wir zu Bett.

runter nach Bilbao
Bilbao - Auf dem Weg zum Hotel
 
 


Samstag, 11.Juli 2015 - Bilbao - Ruhetag

Ruhetag und juhui ausschlafen. Gegen 9.00 Uhr geht’s auf die Piste Richtung Jakobsweg stadtauswärts, ohne Rucksack und mit Sandalen!!! Welch eine Wohltat!!! Zuerst gibt’s aber noch Café con Bolleria. Welch ein Zufall beim Sparzieren auf dem Jakobsweg kommen uns die französischen Autopilger entgegen. Der Jakobsweg führt dem Fluss entlang stadtauswärts, zuerst mit schönem Blick auf gepflegte Häuserzeilen, dann wird die Umgebung immer grauer und trister. Auch beginnt es wieder zu nieseln. So kehren wir um und gehen Richtung Stadtmitte.

 
 

Auf dem Weg dorthin genehmigen wir uns ein Bierchen und treffen auf viele FC Bilbao Fans, die sich für die Fahrt an ein Auswärtsspiel sammeln. Dann geht’s zum Proviant-Einkaufen: Wasser, Äpfel und Guetzli. Dann zurück ins Hotel und nach kurzer Siesta gehen wir wieder in die Altstadt für Pinxtos. Alle Leute scheinen in die gleiche Richtung zu strömen. In der Stadt herrscht viel Betrieb, mit Sänger und Musikanten, eben ein buntes Treiben. Zuerst essen wir in einer Bar Pinxtos, dann trinken wir etwas auf einem Platz etwas und schauen dem Treiben zu. Danach gehen wir auf den Plaza Nueva und genehmigen hier uns unter den Bögen eine iberische Platte. Dabei merke ich, wie mein Beutel mit den Regenjacken vom Stuhl fällt, aber er liegt nicht am Boden als ich ihn aufheben möchte. Da sehe ich einen vorbeigehenden Passanten wie er ihn hält und instinktiv renne ich ihm hinterher. Ich sehe wie er meinen Beutel hinter einem Pfeiler in eine Tasche stecken will und reisse ihm den Beutel aus der Hand. Er lässt sofort los, da kommt auch schon Heiner hinterher mit geballter Faust und der Dieb rennt fluchtartig die Treppe hinunter. Als ich Heiner zurufe, dass alles da ist, lässt er den Dieb ziehen. Auch unser Tischnachbar steht auf einmal neben uns. Als wir an unseren Tisch zurückkommen, sehen wir wie alle Frauen nun ihre Taschen halten. Wir müssen uns zuerst von dem Schock etwas erholen und den Puls runterkommen lassen, bevor wir die iberische Platte und den feinen Wein wieder geniessen können. Danach machen wir eine ausgedehnte Siesta im Hotel und packen den Rucksack mit der frischen Wäsche. Wir gehen dann nur noch kurz raus für ein kleines Abendessen mit Toast. Der Schreck vom Mittag wirkt doch noch etwas nach und hat uns auch die Freude an Bilbao etwas genommen. Zum Glück hat Jakobus gut für uns geschaut und wir können unsere Pilgerreise mit Regenjacken fortsetzen. Ultreia!

Bilbao
Bilbao
Bilbao
 
 
 
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